Fahrt zum polnischen Partnertierheim bei Szamotuły Nähe Posen/Polen am 22./23.01.2010:
Für den 22./23.01.2010 war unsere erste Fahrt in diesem Jahr zu unserem Partnertierheim bei Szamotuly/Polen geplant. Da unsere Futterbestände zur Neige gingen und auch nicht mehr so viele nützliche Sachspenden da waren, habe wir in der ersten Hälfte Januar einen Spendenaufruf für unser Partnertierheim in der Zeitung veröffentlicht. Das Echo war enorm, die Spendenbereitschaft groß. Täglich wurden Sachspenden gebracht und es gingen etliche Geldspenden auf unserem Konto ein, die explizit für das Partnertierheim ausgewiesen waren. Wir waren überrascht und überwältigt von diesem Zulauf und wussten gar nicht mehr, wie wir das noch alles bewältigen sollten. Es waren so viele Sachspenden (vorwiegend Futter, Decken und Kleidung), dass wir gar nicht alle im VW-Bus verstauen konnten. Am Donnerstagabend vor der Fahrt wurde der Bus geladen. Zunächst wurde die Transportboxen geladen, damit wir einen Ladeplan für die Rückfahrt machen konnten. Danach wurden die Boxen wieder ausgeladen, um zunächst die Futtersäcke auf dem Boden zu verteilen, um eine gleichmäßige Belastung zu bekommen und dann wurden die mit Sachspenden gefüllten Boxen wieder draufgestellt. Alle Lücken wurden mit Säcken ausgestopft oder auch mit einzelnen Decken, damit wir so viel wie möglich laden konnten. Auch zwei fahrbare Heizkörper waren dabei, die im Tierheim dringend benötigt wurden. Es war dort sehr, sehr kalt. Wir dachten noch, das ist kein Problem, wenn es kalt ist, der Wohncontainer kann ja geheizt werden. Und mit diesen beiden zusätzlichen Heizkörpern kann man auch die Schlafräume beheizen, so dass man dort auch schlafen kann. Wir waren auf alles vorbereitet.Irgendwann war der Bus voll und wir hatten den Eindruck, dass wir kaum die Hälfte geladen hatten. Das Futterlager war immer noch gut gefüllt, die restlichen Sachspenden standen immer noch säckeweise im Carport herum, es war kaum weniger geworden. Also waren wir für die nächste Fahrt im März auch noch gut eingedeckt. Damit stand auch schon fest, dass wir Anfang März wieder fahren würden, denn die restlichen Sachspenden müssen ja auch noch nach Polen. Aber jetzt wollten wir erst mal in Ruhe den Abend und die Nacht verbringen, damit wir am nächsten Morgen früh um 6 Uhr los fahren konnten. Viola hat den Bus auf der Heimfahrt noch schnell aufgetankt und wollte mich dann am nächsten Morgen abholen.
Die Nacht war unruhig, wir waren beide aufgeregt, hofften, dass das Wetter mitspielen und wir problemlos hin und wieder zurück kommen würden, denn die Fahrt einer anderen Organisationen zu deren Partnertierheimen war vom Wetterchaos Daisy begleitet und zog sich endlos und nervenaufreibend hin.Aber wir hatten Glück. Wir fuhren relativ pünktlich am nächsten Tag los und je weiter wir in Richtung Polen fuhren, desto besser – und auch kälter – wurde das Wetter. Nach ca. 8 Stunden Fahrt standen wir vor dem Tor des Tierheims – es war eisig kalt und selbst die freilaufenden Hunde ließen sich nur sporadisch sehen. Zur Begrüßung kamen eigentlich nur zwei, die von Neugier getrieben waren. Irgendwie wirkte das ganze Tierheim wie ausgestorben, eingefroren, zugedeckt mit Schnee und eisiger Kälte.
Wir gingen durch das Tor und irgendwann haben wir auch Magda gesehen. Sie begrüßte uns und erzählte, dass Frau Wanda erst gegen 18 Uhr kommen würde – zusammen mit der Dolmetscherin und bat uns ins Container-Haus, damit wir uns ein bisschen aufwärmen konnten, denn mittlerweile waren uns fast die Finger und Füße abgestorben. Im Wohnraum lief ein fahrbarer Heizkörper, der es kaum schaffte, die Temperatur auf einer erträglichen Höhe zu halten. Hier konnten wir erst mal unsere wärmeren Stiefel anziehen und bekamen einen heißen Tee zum Aufwärmen. Aber da zeigte sich schon das nächste Problem … entweder man ließ die Heizung laufen oder den Wasserkocher. Beides gleichzeitig ging nicht, denn dann flog die Sicherung raus, weil des Netz zu schwach war. Und hier wollten wir übernachten! Nach der Kälte draußen schien es uns zunächst nicht allzu schlimm. Wir waren ja auf eine kalte Nacht vorbereitet. Aber je länger wir saßen, desto kälter wurde es. Am Ende hatten wir uns in Decken gehüllt, die uns die Dolmetscherin freundlicherweise mitgebracht hatte. Überhaupt wurden wir sehr freundlich empfangen und gut versorgt, es sollte uns an nichts fehlen, wenn wir schon in der Kälte ausharren mussten.
Und dann kam der Anruf von Frau Wanda. Sie war gerade im Krankenhaus und hat sich ihre Erfrierungen an den Zehen und den Fingern behandeln lassen. Der Arzt hat ihr gesagt, sie soll einige Wochen zu Hause im Warmen bleiben, damit alles wieder besser wird und so hat sie zumindest eingewilligt, die Nacht im warmen Haus ihrer Tochter zu verbringen. Sie kam also nicht ins Tierheim und uns bot man an, die Nacht bei Magda zu verbringen, wo es doch schön warm war. Aber da schon Wanda nicht kam, wollten wir wenigstens im Tierheim die Stellung halten.
Magda und Małgozata, die Dolmetscherin, haben sich überlegt, was sie für uns tun könnten, damit wir über Nacht nicht erfrieren. Sie haben uns dann mehr oder weniger überzeugt, die Nacht im „Hundehaus“ und Lager zu verbringen. Dort gab es einen kleinen Raum mit einem ausklappbaren Sofa, der gut beheizt werden konnte. Es wäre halt ein bisschen laut dort während der Nacht, aber besser laut, als kalt. Wir sind also ins kleine Räumchen umgezogen. Nachdem das Schlafsofa ausgeklappt war, konnten wir gerade noch im Räumchen stehen und zwei Schritte hin und her laufen. Aber es war schön warm und die Nacht war gerettet. Sie war dann zwar sehr unruhig, weil die im Haus untergebrachten Hunde bellten und winselten und nur schwer zur Ruhe kamen, aber ein bisschen Schlaf haben wir trotzdem abgekriegt.
Um 7 Uhr morgens waren wir dann schon wieder auf und auf dem Gelände unterwegs, es wurde auch schon langsam hell am Horizont und Wanda Jerzyk kam gerade an. Sie war so froh, dass wir im Tierheim geblieben sind und sie sich keine Gedanken um ihre Schützlinge machen musste. Viel Zeit für eine große Begrüßung blieb nicht, denn die über Nacht in Käfigen und Räumen eingesperrten Hunde mussten raus gelassen und gefüttert werden.In einem Raum waren viele Käfige und entsprechend viele Hunde untergebracht – alle klein bis kniehoch und alle ca. ein halbes bis maximal 2 Jahre alt. Aus diesem Raum ergoss sich sozusagen eine Flut von Hunden, die nach draußen stürmten. Es war unglaublich. Wir wussten gar nicht, wo wir zuerst hingucken sollten. Und so ging es reihum weiter. Der kleine Wohnwagen wurde aufgemacht und ebenso weitere Räume im grünen Gebäude und dann ging es ans Saubermachen. Wanda hat zum Glück gelegentlich mal Hilfe von 2 Strafgefangenen aus dem örtlichen Gefängnis. Die leisten im Tierheim ihren Arbeitsdienst ab. Ohne diese Hilfe wäre es nicht mehr zu schaffen. Auch kommen gelegentlich freiwillige Helfer, die sie ein bisschen unterstützen, aber fest einplanen kann man Freiwillige halt nie.
Wir – Viola und ich – sind dann draußen an den Zwingern gelaufen, gingen gelegentlich in den einen oder anderen hinein um Bilder zu machen. Lange konnten wir das aber nicht tun, weil die Kälte uns zu schaffen machte und in kürzester Zeit die Finger und Fußzehen abgestorben waren. Wir wollten uns im Containerhaus aufwärmen, aber selbst da war es eiskalt, weil über Nacht die Heizung gar nicht lief. Das Wasser im Wasserkocher war gefroren, ebenso das in den Wasserschüsseln der drei kleinen Katzen und der drei Hunde, die die Nacht in diesem Haus verbringen durften. Es waren ca. –18°C über Nacht und am späteren Morgen waren es immer noch –14°C. Die von Wanda mitgebrachten Stückchen fürs Frühstück waren tiefgekühlt. Der heiße Kaffee hat es ein bisschen ausgleichen können.
Es wurde ein herrlicher Tag mit viel Sonnenschein und so nach und nach haben wir dann auch das Auto mit all den Sachspenden ausladen können. Es wurde alles auf mehrere Haufen aufgetürmt. Die freilaufenden Hunde fanden es ganz toll und sind immer um uns herum gesprungen. Foksiu hat aus dem großen Haufen alle Spielsachen herausgefunden und sie stolz herumgetragen. Immer wieder ist er im großen Decken-Haufen verschwunden und kramte ein neues Spielzeug hervor. Foksiu war glücklich mit all seinen Spielsachen. Die kleine Azja hat sich einen Kuschelplatz in diesem Stapel ergattert und es sich darin bequem gemacht. Sie knurrte heftig, wenn ihr ein anderer Hund diesen Platz streitig machen wollte. Auch sie war glücklich mit ihrem warmen Plätzchen.
Hunde gibt es in diesem Tierheim in allen Größen und Altersklassen. Wir hatten gehofft, es würden irgendwann mal weniger Hunde werden, aber das Gegenteil ist der Fall. Mittlerweile sind es ca. 270 Hunde, denn ein Tierheim östlich von Posen wird bis Jahresende geschlossen werden und die Gemeinde hat mit der Stadt Szamotuly einen Vertrag geschlossen, dass alle zukünftigen Fundhunde aus dieser Gemeinde auch in Wandas Tierheim gebracht werden können. Es ist also ein Fass ohne Boden. Aber wenigstens hatten es diesmal 9 erwachsene Hunde und drei Welpen geschafft einen Platz in Deutschland zu bekommen – entweder auf einem Endplatz oder auf einer Pflegestelle. Das Verladen der vorgesehenen Tiere verlief ebenfalls zügig und problemlos und gegen 10 Uhr konnten wir die Heimreise nach Deutschland antreten.
Wir sind ein kleiner Verein mit nur wenigen guten und dauerhaften Pflegestellen für Hunde und wir können immer nur ein paar Hunde mit nach Deutschland bringen. Zwischenzeitlich müssen die Hunde im Tierheim gut untergebracht sein. Es werden deshalb dringend Käfige und größere Transportboxen gebraucht. Die Käfige sind wichtig, damit man über Nacht oder auch mal tagsüber die Hunde getrennt und sicher halten kann. Bei der großen Anzahl an freilaufenden Hunden kann es immer wieder mal zu Beißereien kommen, die auch mal sehr schlecht für den einen oder anderen Hund ausgehen können. Neuzugänge müssen auch erst mal beobachtet und auf Verträglichkeit mit Artgenossen getestet werden. Dazu müssen sie am Anfang separat gehalten werden können. Die Zwingeranlagen sind bereits voll. Es gibt kaum Einzelzwinger. Die Käfige sind deshalb lebensnotwendig. Und natürlich suchen wir händeringend Pflegestellen, die uns bei unseren Vermittlungsversuchen für diese Hunde unterstützen. Wenn Sie uns helfen wollen und können, bitte sprechen Sie uns an. Wir sind für jede neue Pflegestelle dankbar. Aber bitte bedenken Sie, dass Sie nicht zu weit von uns weg wohnen dürfen, denn wir können Sie und Ihren möglichen Pflegling sonst nicht betreuen. Durch unseren Spendenaufruf in der Zeitung sind auch einige Geldspenden auf unserem Konto eingegangen, die wir gesammelt und Frau Wanda Jerzyk in einem Umschlag überreicht haben. Es sind bis zum Tag der Abfahrt nach Polen rund 500 Euro zusammengekommen. Frau Jerzyk hat sich total darüber gefreut und sich sehr bedankt. Jeder Cent ist wichtig, damit es den Tieren und auch den Menschen dort gut geht, denn speziell mit Frau Wanda Jerzyk steht und fällt das ganze Tierheim. Alle Menschen im Tierheim waren glücklich über die Großzügigkeit ihrer deutschen Freunde und Unterstützer. Alle Spenden, die wir bei dieser Fahrt nicht mitnehmen konnten, werden jetzt bei der Fahrt am 4./5./6.3.2010 nach Polen mitgenommen. Auch die danach noch eingegangen Geldspenden werden wieder persönlich ausgehändigt.